1935. Sowjetische Jugendorganisationen (Komsomol, Pioniere)

Erste Vereinigungen kommunistischer Jugendlicher existierten bereits 1917. Ein Jahr später formierten sich diese zum "Kommunistischen Jugendverband Rußlands", der mit Lenins Tod (1924) seinen entgültigen Namen erhalten sollte. Diese Organisation, der "Leninsche kommunistische Allunionsbund der Jugend" war strukturell nach dem Prinzip der kommunistischen Partei aufgebaut und zählte 1920 bereits 400.000 Mitglieder.
Als Mitglieder konnten Jugendliche zwischen 14 - 28 Jahren aufgenommen werden, aus denen sich die späteren Parteimitglieder rekrutierten. Nach dem zweiten Weltkrieg war es praktisch unmöglich, dem Komsomol nicht beizutreten. 1982 zählte die Organisation, die auch die Jugendabteilung der "Pioniere" betreute, über 40 Mill. Mitglieder.
In den 30er Jahren wurde der Komsomol auch als scheinbar unbegrenztes Reservoir an preiswerten Arbeitskräften eingesetzt und der Enthusiasmus von Hunderttausenden für den industriellen Aufbau des Landes ausgenützt. Gerade die Jugend identifizierte sich mit den Aufbau- und Industrialisierungsvisionen Stalins und war bereit, hier an vorderster Front mitzuwirken. So vollbrachten in den 30er Jahren Komsomolzen erhebliche materielle Leistungen, z.B. beim Bau der Moskauer Untergrundbahn, auf den Großbaustellen im Donbass und in Magnitogorsk. 1932 wurde im Osten Sibiriens durch Komsomolzen eine eigene Stadt gegründet, die noch im gleichen Jahr den Namen "Komsomol'sk-na-Amure" erhielt. Zwischen 1933 und 1940 stieg die Zahl der Komsomol-Mitglieder von 4,5 Mill. auf 10,2 Mill.
In den frühen 30er Jahren wurde der Komsomol und generell Merkmale wie 'Jugendlichkeit', und 'Jung-Sein' mit Dynamik, Optimismus und dem Glauben an die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten von Erfolg, Aufstieg und Heldentat verbunden. Es entstand um die sowjetische Jugend ein regelrechter Kult, den das Plakat intensiv mittrug. "Wir sind dazu geboren, aus einem Märchen Wirklichkeit zu machen..." lautet der Titel des nebenstehenden Plakats von P. Karačencov aus dem Jahr 1937, das für die soziale Einordnung von Jugend symptomatische Züge aufweist. Zukunftsgerichteten Optimismus vermittelt dagegen das Plakat von Gustav Klucis "Jugend - an die Flugzeuge".