Oleg Savostjuk und Boris Uspenskij. Leben und Werk

Oleg Savostjuk und Boris Uspenskij, die ihr erstes gemeinsames Plakat noch während des Studiums anfertigten, bildeten über drei Jahrzehnte eine feste Arbeitsgemeinschaft.
Ihre Arbeit am Plakat begannen sie in der ersten Hälfte der 50er Jahre, als die Plakatkunst aufgrund einer thematischen Anpassung an die Bedürfnisse der Friedenszeit eine ernsthafte Krise durchlebte.
Die Verarmung künstlerischer Formen, entstanden infolge von Reglementierungen durch den Sozialistischen Realismus als Kunstdoktrin, hatte zum weitgehenden Verlust einer agitatorischen Wirksamkeit des Plakats geführt. Das politische "Tauwetter" brachte allerdings entscheidende Veränderungen in Kunst und Gesellschaft, die im Plakat zu dokumentieren der Künstlergemeinschaft Savostjuk-Uspenskij trefflich gelang. Dabei kam ihnen sowohl ihre Ausbildung bei Michail Čeremnych, der sie mit Traditionen der Revolutionskunst vertraut gemacht hatte, als auch der Synergie-Effekt ihrer Zusammenarbeit zugute.
Bereits in ihren frühen Werken (50er Jahre) versuchten die Künstler, den stark standardisierten, schablonenhaften Figurentyp des "Helden" zu überwinden. Sie formulierten neue, 'realistische' und der Zeit entsprechende Figuren, die dem Betrachter einen Zugang eröffnen sollten.
Die politisch wie künstlerisch entspanntere Atmosphäre Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre wirkte sich auf das vielfältige Schaffen des jungen Künstlerduos aus, das sich mit Werbe-, Gebrauchs- und Kunstgraphik sowie mit Agitationsplakaten und Malerei beschäftigte. Außerdem bemühten sich Savostjuk und Uspenskij, das Plakat durch Einflüsse aus anderen künstlerischen Bereichen (z.B. der altrussischen oder zeitgenössischen Kunst) zu bereichern.
In Monumentalisierung und Poetisierung orientierten sich Uspenskij und Savostjuk an Lubok, Ikone und Volkskunst. Aus diesen Quellen stammten die feierliche Grundstimmung, die Hyperbolik in der figuralen Darstellung, die Heiterkeit der Farben und Dynamik der Formen. Prinzipien der monumentalen Graphik haben die Künstler auch in ihren späteren Arbeiten umgesetzt.
Zwei Themenkomplexe nahmen im Schaffen von Savostjuk und Uspenskij eine besondere Stellung ein: zum einen war dies das 'Lenin-Thema', das sich durch ihr gesamtes Schaffen zieht. Ihre wichtigsten Leninplakate enstanden anläßlich des 100. Geburtstages Lenins im Jahr 1970. Das 'Bild Lenins' variierten sie in fünf unterschiedlichen, in bildlicher und plastischer Hinsicht innovativen Werken, die von einer dokumentarischen bis zur symbolischen Darstellung reichten.
Das zweite Thema richtete sich auf Anlässe, die in Verbindung mit den Gedenktagen des Zweiten Weltkriegs standen. Originale einiger Arbeiten (z.B. Agitplakat Nr. 2095) wurden für die Produktionsvereinigung "Agitplakat" entworfen und großformatig durch Schablonen- oder Siebdruck vervielfältigt. Der graphische Zyklus "Der Weg zum Sieg" wiederum wurde auch als Album herausgegeben. Die acht Blätter dieses Zyklus, die einzelnen Themen des Krieges (Verteidigung Moskaus, Brests, Sevastopols, Odessas, Durchbruch der Leningrader Blockade) gewidmet waren, wurden motivisch durch einen Stern miteinander verbunden. Dieses Symbol der Sowjetarmee bildete so die kompositionelle Grundlage aller acht Plakate. Savostjuk und Uspenskij haben darüber hinaus die Reklame für Balettvorstellungen des Bolshoj-Theaters entscheidend mitgeprägt.
Das Plakat blieb jedoch nicht der einzige Schaffensbereich der Künstler. Beide traten auch als Maler und Graphiker hervor, wobei Savostjuk die Malerei, Uspenskij dagegen die Graphik vorzog. In den 80er Jahren trennte sich das Duo, Savostjuk arbeitete auch weiterhin im Bereich Plakat. Seit 1962 waren beide Künstler auch pädagogisch tätig.