1946. Wirtschaftlicher Wiederaufbau in den 40er und 50er Jahren

Bereits wenige Monate nach dem Sieg über Hitlerdeutschland begann man mit einer umfassenden Umstellung der Rüstungsindustrie auf zivile Produktion. Das zerstörte Industriepotential in den von den Deutschen okkupierten Gebieten sollte wiederhergestellt und die Errichtung neuer industrieller Großprojekte in Angriff genommen werden.
Innerhalb kurzer Zeit wurden die zerstörten Kraftwerke, die Kohlegruben des Donezbeckens, Hüttenwerke und Maschinenbaubetriebe wiederaufgebaut. Zugleich modernisierte man aber auch die eigene Rüstungsindustrie und entwickelte, z. T. unter Nutzung deutschen Know-Hows, neue Waffensysteme (z.B. in der Raketenforschung). 1949 testete die UdSSR zum ersten Mal erfolgreich eine Atombombe, 1953 als erster Staat der Welt die Wasserstoffbombe.
Die wirtschaftlichen Strukturen des Baltikums, Moldawiens und der westlichen Regionen der Ukraine und Weißrußlands änderten sich grundlegend. Auf diese Gebiete wurde jetzt auch das sowjetische Planwirtschaftssystem ausgeweitet. Auch im Kaukasus und den mittelasiatischen Republiken ging ein großangelegter industrieller Aufbau vonstatten.
Im Zeitraum des Vierten Fünfjahrplans (1946-1950) wurden insgesamt 6.200 Industrieunternehmen wiederaufgebaut oder neu geschaffen. Daß die wirtschaftlichen Kennziffern der Vorkriegszeit noch übertroffen werden konnten, ist auf Mobilisierungskapazitäten in der Planwirtschaft, aber auch auf den noch aus der Kriegszeit stammenden Arbeitsenthusiasmus der Bevölkerung und auf die Zwangsarbeit von Gulag-Häftlingen und Kriegsgefangenen (1,5 Mio. Deutsche, 500.000 Japaner) zurückzuführen.
Deutsche Reparationsleistungen (SBZ/DDR) beschleunigten den sowjetischen Wiederaufbau ebenso wie der weiterhin praktizierte, "nichtäquivalente Warenaustausch" zwischen Stadt und Land, der in der Praxis einen strikten Konsumverzicht der Bevölkerung, auf niedrigstem Niveau festgesetzte Preise für Landwirtschaftsprodukte und eine Ausrichtung auf die Investitionsgüterindustrie bedeutete.
1947 wurde eine Währungsreform durchgeführt, die einer Abwertung der sowjetischen Währung gleichkam. Neue Rubel wurden gegen alte im Verhältnis 1:10 eingetauscht. Ungeachtet ihres konfiskatorischen Charakters führte diese Reform zur Beendigung inflationärer Tendenzen und zur Konsolidierung des sowjetischen Finanzystems. Gleichzeitig wurden die Lebensmittelkarten abgeschafft, der Jahresurlaub wieder eingeführt und der Arbeitstag auf acht Stunden reduziert.