1925. Die Situation der Frau Anfang der 20er Jahre

Unter der Sowjetherrschaft wurden die Frauen den Männern rechtlich gleichgestellt und erhielten für gleiche Arbeit auch eine gleiche Entlohnung. In Experimenten der frühen Sowjetzeit wurden auch neue Formen des Zusammenlebens von Mann und Frau erprobt, die u.a. die Frau von der häuslichen Routinearbeit befreien sollten.
Neue Wohnungen, die keine individuelle Küche mehr besaßen, sondern die Versorgung über Gemeinschaftskantinen in diesen Wohnanlagen abzuwickeln versuchten, waren hierfür kennzeichnend.
Auch wurden neue Arten des Zusammenlebens ohne Trauschein, die sogenannte 'bürgerliche Ehe', praktiziert, konnten sich aber aufgrund der starken traditionellen Prägung der Gesellschaft, die bäuerlichen und patriarchalischen Wertvorstellungen verpflichtet war, nicht durchsetzen.
In revolutionären Kreisen war die kirchlich geprägte Sexualmoral bis in die späten 20er Jahre hinein suspekt. Besonders in den südlichen und mittelasiatischen Republiken der Sowjetunion brach die Befreiung der Frau mit kulturell überlieferten Haltungen und Sichtweisen der Frauenrolle. Kennzeichnend war dafür das symbolische Ablegen des "Tschador", des mittelasiatischen Schleiers.
Dennoch brachte die Emanzipation den Frauen wenig Erleichterung, da die patriarchalischen Strukturen im privaten und öffentlichen Bereich weitgehend erhalten blieben und die Frauen daher einer Doppelbelastung aussetzten. Wenngleich Frauen im Bildungs- und Gesundheitswesen fortan eine bedeutende und sogar dominante Rolle spielten, waren sie in politischen Führungsorganen nahezu nicht präsent.