1920. Zerrüttung in der Landwirtschaft und Industrie

Erster Weltkrieg und Bürgerkrieg hatten in den Städten und auf dem Lande, vor allem in den europäischen Teilen Rußlands, immense Schäden hinterlassen, deren Beseitigung innerhalb weniger Jahren unmöglich war. Zahlreiche Fabriken lagen still, Bergwerke waren zerstört, die Erzeugung von Roheisen lag bei 3% der Vorkriegsproduktion, die Vorräte an Metall und Industrieerzeugnissen waren erschöpft, Lebensmittel, Gebrauchswaren und Brennstoff standen kaum noch zur Verfügung.
Eine große Mißernte im Jahr 1920 verschärfte die Ernährungslage dramatisch. Ohnehin konnte auf den vom Krieg verwüsteten Felder kaum genügend Getreide erwirtschaftet werden. Hinzu kam, daß zahlreiche Arbeiter aufgrund der aussichtslosen Situation in den Städten in ländliche Gebiete abwanderten und sich dort, gemeinsam mit Kleinbauern, landlosen Tagelöhnern, an den Requisitionen beteiligten.
Zu Beginn des Jahres 1921 war die Lage derart katastrophal, daß die Partei eine Wende in der Abgabenpolitik einleitete, die Politik der Getreiderequisitionen beendete und die Neue Ökonomische Politik ausrief, die weitgehende Konzessionen an die privatwirtschaftliche Initiative machte und in deren Verlauf sich die Lage rasch besserte.
Mit großangelegten, zentral geführten Propagandakampagnen wurde der Kampf gegen die Hungersnot begleitet, in denen auch das Plakat eine wichtige Rolle spielte.