1920. Der Krieg gegen Polen

Das 1918 auch von Sowjetrußland anerkannte Polen versuchte 1920, die Wirren des Bürgerkrieges zur Rückgewinnung jener Territorien militärisch auszunutzen, die vor der Ersten Polnischen Teilung (1772) zum polnischen Machtbereich gehört hatten.
Gemeinsam mit antibolschewistischen ukrainischen Kräften drangen polnische Divisionen unter Marschall Pilzudski im April 1920 weit in die Ukraine vor und besetzten am 7. Mai Kiev. Den polnischen Verbänden ging es jedoch nicht in erster Linie um die Befreiung der Ukraine, sondern vor allem um die Herstellung eines großpolnischen Reiches.
Unter der Parole „Rettung des Vaterlandes“ erhielt die Rote Armee starken Zulauf, auch von seiten ehemaliger zaristischer Offiziere, unter ihnen der legendäre Budennyj. Unter seiner und der Führung des jungen Kommandeurs Tuchačevskijs wurden die polnischen Verbände von Mai bis August 1920 bis vor die Tore Warschaus zurückgedrängt.
Die entscheidende Schlacht um die Metropole an der Weichsel endete jedoch mit einer empfindlichen Niederlage der Roten Armee, die als 'Wunder an der Weichsel“ in die Geschichte eingehen sollte. Entscheidend dabei war der Fehler Stalins, zu jener Zeit Kommandeur der Südwestfront, Tuchačevskij die angeforderte Unterstützung durch Budennyjs Reiterarmee zu verweigern.
Die Friedensverträge von Riga am 12. Oktober 1920 und 18. März 1921 beendeten den Kriegszustand zwischen Sowjetrußland und Polen.