1918. Die "Roten" und die "Weißen"

Gegen Ende des Jahres 1917 formierte sich im Süden und Osten Rußlands Widerstand gegen die Bolschewiki, denen es gelungen war, ihre Macht in Petrograd und Moskau zu festigen.
Unter den Gegnern der Bolschewiki, den sogenannten 'Weißen', befanden sich Vertreter unterschiedlichster politischer Strömungen: Monarchisten, Nationalisten, Konstitutionelle Demokraten, Liberale, Menschewiki und Sozialrevolutionäre. Die politische Schwäche der 'Weißen' lag daher von Beginn an in ihren unterschiedlichen Vorstellungen hinsichtlich der Neugestaltung Rußlands nach einem eventuellen Sturz der Bolschewiki. Unumstrittene Einigkeit herrschte lediglich in dem Bestreben, die Herrschaft des neuen Regimes zu beenden. Unterdessen hatten die Bolschewiki bereits im Dezember 1917 die Pressefreiheit aufgehoben, eine Geheimpolizei, die sogenannte Tscheka, gegründet und damit die Grundlagen für die künftige Verfolgung von Regimegegnern gelegt. Mit der Auflösung der Konstituierenden Versammlung (Januar 1918) in Petrograd trat der sich abzeichnende Bürgerkrieg zwischen 'Roten' und 'Weißen' in seine erste heiße Phase.
Dieser Krieg, der von 1918 bis 1921 andauerte, kann einerseits als innenpolitischer Kampf um die Macht in Rußland, andererseits jedoch als Kampf um die von Seiten der Bolschewiki vielbeschworene Weltrevolution angesehen werden, zu der die russischen Kommunisten die Arbeiter anderer Länder aufriefen. Nach einer Reihe erster militärischer Erfolge, die durch die noch junge, von Kriegskommissar Trockij gegründete Rote Armee errungen werden konnte, fand sich das Land in einer tiefen wirtschaftlichen und militärischen Krise wieder. Vor allem machte die Versorgung der Städte und der Truppenteile zu schaffen. Die Seite der "Roten" hatte jedoch auch Vorteile zu verzeichnen: dies war nicht nur die sogenannte militärische "innere Linie", sondern auch das Durchschnittsalter der eigenen Truppen, das bei nur 18,5 Jahren lag. Heterogen war dagegen die Situation auf Seiten der "Weißen": politisch gespalten und ohne gemeinsame Grundhaltung kannte die "Weiße Bewegung" kein verbindliches Kriegsziel und war darin der Roten Armee ideologisch unterlegen, was auch in der von beiden Seiten eingesetzten Plakatpropaganda zum Ausdruck kam.
Im Verlauf des russischen Bürgerkriegs kamen als Folge von unmitelbaren Kampfhandlungen sowie einer allgemeinen Verelendung bis 1921 ca. 15. Mill. Menschen ums Leben.