1918. Ausbreitung der Oktoberrevolution, Konstituante

Unmittelbar nach dem 25. Oktober 1917 breitete sich die Revolution auch in anderen Städten und auf dem Land aus. Dieser Prozeß verlief weitgehend widerstandslos. In den industriellen Gebieten Rußlands fand ein Mehrheitswechsel in den Arbeiter- und Soldatenräten statt, auf dem Land wurde die Revolution durch Soldaten gestützt. Insgesamt verloren die Bolschewiki im Verlauf von Kampfhandlungen ca. 500 Soldaten und Revolutionäre.
Die Regierungsgeschäfte wurden nach der Oktoberrevolution dem neugegründeten "Rat der Volkskommissare" übertragen, der gegenüber dem "Allrussischen Kongreß der Arbeiter- und Bauerndeputierten" und seinem "Allrussischen Zentralen Exekutivkomitee" rechenschaftspflichtig sein sollte. Gleichzeitig erfolgte die Nationalisierung und Neuverteilung des Bodens, die Einführung der Arbeiterkontrolle in den Fabriken, die Verstaatlichung der Banken und die Schaffung eines "Obersten Volkswirtschaftsrates" als zentraler Planungsbehörde und Verwaltung des wirtschaftlichen Lebens.
Im Januar 1918 trat die bereits von der Provisorischen Regierung geplante Verfassungsgebende Versammlung zusammen. Zu den Wahlen für diese Versammlung wurde intensiv, vor allem mit Plakaten, Aufrufen und Flugblättern geworben. Dieser Wahlkampf kann daher als Geburtsstunde der modernen Plakatpropaganda in Rußland angesehen werden.
Die Bolschewiki verlangten die Anerkennung der durch die Revolution de facto geschaffenen Staats- und Gesellschaftsordnung. Als ihr Antrag auf Verabschiedung einer 'Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes' von der nichtbolschewistischen Mehrheit abgeleht wurde, verließen die bolschewistischen Delegierten die Versammlung. Am nächsten Tag wurde die Konstitutierende Versammlung mit Waffengewalt aufgelöst. Eine Welle der Unterdrückung politischer Meinungsvielfalt nahm hier ihren Anfang.