1917. Provisorische Regierung und Zeit der Doppelherrschaft

Nach dem Thronverzicht des Bruders Nikolaj II. Michail (März 1917) war der Dualismus zwischen Provisorischer Regierung einerseits und den Arbeiter- und Soldatenräten andererseits vorbestimmt. Die Machtfrage blieb ungeklärt, denn die Revolution hatte aufgrund zweier konkurrierender Staatsorgane ein ungewisses Zwischenstadium erreicht.
Immer mehr verschob sich die reale politische Macht in Rußland im Verlauf des Jahres 1917 jedoch in Richtung der Arbeiter- und Soldatenräte, die nicht nur die Versorgung der Bevölkerung kontrollieren, sondern auch zunehmend Einfluß bei den kämpfenden Truppen gewannen. Die Provisorische Regierung, die bei Vertretern des Dumakomitees lag, wurde zunächst toleriert, der Petrograder Sowjet verkündete dagegen seinen Aufruf für einen Frieden ohne „Annexionen und Kontributionen.“
Da es der Provisorischen Regierung nicht gelang, den Arbeitern, Bauern und Soldaten die neuen freiheitlichen Grundsätze zu vermitteln und den Krieg zu einem raschen Ende zu bringen, blieb der Gegensatz im Verlauf des Jahres 1917 zwischen Duma und Sowjet bestehen und verschärfte sich zusehends. Besonders das weitere Engagement im Ersten Weltkrieg, den auch die Provisorische Regierung zu einem siegreichen Ende führen wollte, verschärfte den Machtverlust ab Sommer 1917 dramatisch.
Nach den Juli-Unruhen und dem Kornilov-Putsch (Sommer 1917) war Ministerpräsident Kerenskij ein Bündnis mit den linken Parteien eingegangen, dessen Folge eine politische Isolierung und Schwächung der Provisorischen Regierung bedeuten sollte. Das Ende dieser Regierung war daher nur eine Frage der Zeit.